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Carlo, ein italienischer Junge, kam zu mir in den Unterricht, und er
         sprühte vor Musikalität, in seinen Augen, seiner Lebendigkeit, wie er an
         Situationen  heranging.  Unser  erstes  Zusammentreffen,  unvergesslich:
         <Guten Tag, darf ich Ihnen du sagen?> So war vom ersten Tag an die
         Freundschaft besiegelt, und doch wurde es ein sehr mühevolles Jahr zu-
         sammen. Sobald ich ihm, mit Methode und Geduld, das Spielen beibrin-
         gen wollte, wurden seine Augen glasig und es schien ihm alles andere als
         wohl, kaum liess ich ab von der ‘Methode‘, war sein Sprudeln zurück.

            So ging die Zeit dahin, ich versuchte ihn zu ermutigen, fragte nach,
         wie viel er zu Hause übe. Wie aus der Pistole geschossen kam seine Ant-
         wort: <Mindestens eine halbe Stunde jeden Tag, ehrlich!> Als ich ihm
         dann erklärte,  es könne ja manchmal auch Gründe geben, dass es gar
         nicht geht, zu Hause zu üben; dies sei der Grund meiner Nachfrage. Je
         nachdem würde ich dann  den Unterricht anders gestalten; wenn es zu
         Hause nicht ginge, würden wir zusammen in der Stunde eben gemein-
         sam üben. Sein Seufzer der Erleichterung war deutlich hörbar.

            Nach  neun  Monaten  dachte  ich,  dies  hat  keinen  Sinn,  seine  Ver-
         krampfung hatte sich nicht gelöst, und ich wollte aufgeben, nach diesem
         letzten Versuch: Was könnte ihm wohl spontan gefallen, ohne Methode,
         einfach so? Italia - Celentanos ‘Azzurro‘, ja klar. So lernte und arrangierte
         ich das Lied für Carlo, es war viel schwieriger als das, was wir zuvor getan
         hatten. Seine Überraschung war gross, als ich ihm sagte: <Kein Buch heu-
         te, hör einfach zu, und wenn es dir gefällt, können wir es lernen>. Kaum
         hatte ich begonnen, schienen seine Ohren dreimal so gross zu werden,
         staunend packte er die Gitarre und sagte: <Zeig‘s mir!> und nach zehn
         Minuten spielte er es, alles war da, was ich immer gespürt hatte bei ihm!
         Wunderbar.

            Natürlich klopfte ich mir innerlich auf die Schulter, dass ich trotz den
         Schwierigkeiten an seine Fähigkeiten geglaubt hatte, bis zum nächsten
         Mittwoch! Das Unterrichtszimmer war in einem kleinen Wohnturm im
         dritten Stock, und ich wartete auf Carlo.



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