Page 114 - Ebook-TragendeGrund
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maJestät iN der BeschräNkuNg
<Bewusst gehen zu können aus dieser Welt! Dies ist mein einziger
Wunsch, der mir wirklich geblieben ist!> So begrüsste mich Anny am
nächsten Sonntag! Was hatte sich in ihr zu regen begonnen!
Sie lachte, als ich sie fragte, und übersprudelte beinahe. <Was gesche-
hen ist? Ich weiss es selber nicht, aber manchmal stehe oder sitze ich mit-
ten am Tage da, und dann habe ich das Gefühl, ich erhielte eine Art Se-
gensdusche, ich weiss nicht, wie man solche Dinge beschreibt, es dauert
manchmal eine Stunde, dann kann ich gar nichts tun. Ich sitze oder stehe
einfach da und es erfüllt mich ganz; zuerst dachte ich, es fühle sich an
wie eine Art Milch, wie im Lied, aber es ist anders, wie flüssiges, weiches,
liebevolles Licht oder Gold…> Ihr Empfinden war so präzis! Ich hatte an
der Nordseeküste eine Geschichte gehört:
Ein kleiner Fisch schwamm im riesigen Ozean, fühlte sich, wie
sich Kinder fühlen, wenn sie Leben entdecken, neugierig; alles war
spannend, lebendig, interessant. Er war wach und interessiert; immer
wieder hörte er die anderen Fische vom Ozean sprechen, etwas, das
ihm keinen Sinn ergab, es war einfach nur ein Wort. Und doch spra-
chen alle davon als etwas, das grosse Bedeutung zu haben schien.
So machte sich unser kleiner Freund eines Tages auf, um den wei-
sen Fischkönig zu fragen: ‹Kannst du mir sagen, lieber König, was für
eine Bewandtnis es hat mit diesem Ozean? Alle reden davon, doch
verstehe ich es nicht.› Der König antwortete: ‹Der Ozean!› Seine Au-
gen leuchteten! ‹Er ist alles, und wir sind nichts im Vergleich dazu! Er
gibt uns alles, was wir brauchen, Er ist um uns herum, in uns drin, wir
sind Teil von Ihm, Er nimmt uns auf, wie ein Kleinkind in den Armen
seiner Eltern geborgen ist, Er gibt uns Nahrung, Lebensraum, einfach
alles.› Und der alte König versank in ein tiefes Sinnen, er schien sich
an so viele Dinge zu erinnern.
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