Page 115 - Ebook-TragendeGrund
P. 115

Der kleine Fisch überlegte lange, dann fragte er den König: ‹Das
        kann ja nicht sein, lieber König. Wenn der Ozean überall ist, um uns
        herum ebenso wie in uns drin, dann kann ich ihn ja gar nicht kennen,
        weil er alles ist. Weshalb sagst denn du, dass du es weißt?›

           Die Frage des Jungen berührte den Fischkönig sehr, und er spürte
        in seinem Inneren lange einem Gefühl nach, bevor er antwortete: ‹Ja,
        mein lieber Junge, da hast du völlig recht. Ich weiss es nur deswegen,
        weil ich einmal in meinem Leben einen tiefen Schmerz verspürte, als
        ich nach einem Wurm schnappte, der im Ozean schwebte. In ihm war
        ein Angelhaken, und ein Mensch riss mich aus dem heraus, was mein
        Leben bisher gewesen war. Ich erlebte da eine Not, wie ich sie noch
        nie zuvor gekannt hatte, und ich begann mich zurückzusehnen nach
        der Geborgenheit, aus der ich gekommen war.›

           Anny hatte kurz vor ihrer Pensionierung noch etwas erlebt, das ihr
        wie ein tiefer Dorn im Herzen geblieben war. Robert, der in seinem Le-
        ben oft und viele Demütigungen erlebt hatte, sah Anny einmal zu, wie sie
        sich mit Mühe aus ihrem Stuhl erhob. Ihr krummer Rücken machte ihr
        sehr zu schaffen, so musste sie sich um die Theke herum mit den Hän-
        den abstützen, dass sie in die Küche gelangen konnte.

           Da kam Robert zu ihr, lachte verächtlich und sagte: <Hallo Krüppel!
        Wie lang machst du‘s denn noch?> Es vergingen zwar keine zwei Tage,
        da kam Robert zurück und entschuldigte sich bei Anny für seinen dum-
        men Ausspruch, erklärte ihr, weshalb er so unüberlegt gesprochen hatte.













                                  115
   110   111   112   113   114   115   116   117   118   119   120