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rezepte
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde; die Seele flog umher,
staunte und betrachtete das Ganze mit grossem Interesse. Da ent-
stand so viel im Verlaufe dieser kurzen Zeit! Tag und Nacht, Wasser
und Erde, Steine und Sand, Pflanzen und Blumen, Vögel und Tiere.
Noch nie dagewesen, neu erschaffen! Welche Freude erfüllte sie!
Am sechsten Tag sah sie zu, wie Gott wiederum etwas Neues
schuf, in Seinem Ebenbilde. Ein Körper aus Lehm, wunderbar in seinen
Proportionen und Eigenschaften! Etwas ratlos betrachtete die Seele
ihn und erschrak zutiefst, als sie Seine Stimme hörte, die ihr sagte:
‹Es ist dir bestimmt, darin zu wohnen!› In tiefstem Entsetzen rief die
Seele aus: ‹Ich, in diesem Gefängnis? Nein, niemals! Ich bin eine Seele,
ungebunden, meine Natur ist, fliegen zu können, frei, durch nichts
beschränkt! Das kannst du nicht tun!›
Gott erkannte, dass die Seele den Sinn ihrer Aufgabe nicht ver-
stand und bat daher die Engel zu musizieren. So griffen sie in die
Saiten ihrer Harfen und liessen die Himmel erklingen! Ihre Musik be-
wegte die Seele tief, es erwachte in ihr eine Sehnsucht zu verstehen,
was ihr verborgen schien. So betrachtete sie den Körper genauer,
nahm die Sinne wahr, das Gefühl der Geborgenheit, das ‹Aus dem
Inneren hervorschauen›. So kam die Seele in den Körper.
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