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Es war einmal ein kleiner Junge, der ging zur Schule. Der Lehrer
         lehrte ihn das Alif, den ersten Buchstaben des arabischen Alphabets,
         eine gerade Linie, eine Eins. Alle anderen lernten das ganze Alphabet
         leicht und schnell.  Doch unser Junge blieb beim Alif stehen, Wochen
         vergingen. Als der Lehrer sah, dass das Kind keine Fortschritte mach-
         te über diesen ersten Buchstaben hinaus, dachte er, dass es wohl
         schwachsinnig sei. Er sandte es zu seinen Eltern zurück und sagte:
         ‹Euer Junge ist schwachsinnig, ich kann ihn nicht lehren.› Die Eltern
         taten alles, was sie konnten, brachten ihn zu Privatlehrern, doch er
         machte keine Fortschritte. Sie waren sehr enttäuscht, und der Knabe
         rannte eines Tages davon, er wollte seinen Verwandten nicht länger
         zur Last fallen.


            Er lebte in den Wäldern und sah das Alif überall im Wald, im Gras,
         in den Blättern, den Bäumen, den Ästen, in den Früchten und Blumen.
         Das gleiche Alif zeigte sich auch im Berg, im Hügel, den Steinen und
         Felsen; und wiederum erkannte er es im Samen, den Insekten, den
         Vögeln und Tieren, das gleiche Alif in ihm selber und in den anderen.
         Er dachte nur an Eines, sah nur Eines, fühlte nur Eines, verwirklichte
         das eine und nichts anderes.


            Nachdem er diese Lektion gründlich gelernt hatte, kehrte er zu-
         rück, um seinem alten Lehrer, der ihn aus der Schule gewiesen hatte,
         seine Ehre zu erweisen. Der Lehrer hatte ihn schon lange vergessen,
         doch  der  Junge  konnte  seinen  alten  Lehrer  nicht  vergessen,  weil
         er ihn die erste und inspirierendste Lektion gelehrt hatte, die ihn
         so viele Jahre beschäftigt hatte. Er verneigte sich demütig vor dem
         Lehrer und sagte: ‹Ich habe nun die Lektion gelernt, die Ihr mich
         so gütig gelehrt habt. Hätten Sie noch etwas, das Sie mich lehren
         könnten?›





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