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deiN gaNzes Ja zu meiNem gaNzeN Ja


          Ein Ärger kam hoch, über ‘Automatismen‘, vor denen wir oft hilflos
        stehen. Du bekommst ‘nette Briefe‘, und kannst nichts damit anfangen.
        Du kannst nicht einmal herausfinden, weshalb du nun eine Absage er-
        halten hast. Eine ‘gute Absage‘ ist sehr wertvoll, sie hilft mir, mich neu zu
        orientieren, eine ‘nette‘ tut weh, vor allem dann, wenn sie offensichtlich
        nicht einmal die Wahrheit beinhaltet. Nun, Wahrheit, je nach Blickwinkel
        sehen die Dinge wieder ganz anders aus.
          Ich wollte wissen, weshalb ich auf meine Fragen keine Antwort er-
        halten hatte. Eine substantielle Antwort wollte ich, nicht unbedingt eine
        Anstellung, aber eine Beurteilung von jemandem, der Erfahrung hatte,
        Lebenserfahrung, Erfahrung als Mensch! Und so machte ich mich auf in
        das Herz der Altstadt, um mit demjenigen zu sprechen, der die Absage
        unterschrieben hatte - entschlossen, meine ‘richtige Antwort‘ zu erhal-
        ten, ob er mich dann rausschmiss oder nicht, war zweitrangig.

          Es war ein denkwürdiges Gespräch, wir beide erinnern uns heute
        noch daran, mit einem Ausgang, der mich völlig verblüffte. Markus stand
        plötzlich auf, ging ans Fenster, schaute hinaus und blieb dort drei Minuten
        so stehen. Und ich hatte keine Ahnung, was nun folgen würde. Als er sich
        wieder umdrehte und mich anschaute, sagte er: <Wenn Sie wirklich hier
        arbeiten möchten, müssen Sie auf jeden Fall mit Anny Burger sprechen,
        sie hat geholfen, all dies hier aufzubauen, und man könnte sagen, sie ist
        ‘die Seele‘ unserer Arbeit hier.>


          Zu jener Zeit war ich etwas allergisch gegen ‘nette Sprüche‘, und
        so war ich mehr als skeptisch, schon wieder damit konfrontiert zu sein.…
        <Nun, dachte ich mir, gut, eine Seele kennenzulernen, ich kann mir ja
        dann immer noch meine Gedanken machen darüber.> Auf jeden Fall,
        auf den Nachmittag des nächsten Tages war ein Gespräch vereinbart.
        Markus nahm daran teil, jemand anders vom Team, und natürlich Anny.
        Dort sah ich sie zum ersten Mal, und es berührte mich sehr, ihre Stimme
        zu hören, klar, musikalisch, ‘vif‘, wie wir sagen, und sie schien viel Humor

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