Page 37 - Ebook-TragendeGrund
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Der Arzt schien recht erstaunt über meine Fröhlichkeit, ich weiss
auch nicht, woher sie kam, aber meine Bitte um Bewusstheit schien ir-
gendwie beantwortet worden zu sein, keine Ahnung wie oder weshalb.
Und doch war es so!
Dann kam die Operation. Ich weiss nur noch, dass ich eingeschlafen
war, und ich manchmal Stimmen hörte, die miteinander sprachen, nun
brauche ich noch das Skalpell… und so weiter. Und dann hörte ich, wie
der Arzt zu seinem Assistenten etwas auf lateinisch sagte, da spitzte ich
die Ohren - wenn jemand lateinisch zu sprechen beginnt, muss man auf
der Hut sein, lachte sie… Er schien etwas von Tuberkulose zu sagen,
doch da war ich auch schon weg.
Die Operation war so verlaufen, wie ich es zuvor gespürt hatte. Ich
war natürlich so schwach, dass ich mehrere Wochen lang weder essen
noch gehen konnte. Meine Freundin und ihr Mann kümmerten sich so
wunderbar um mich, dass es mir vorkam, wie wenn ich die gesegnetste
Zeit meines Lebens verbringen dürfte, ausgerechnet jetzt und so! Nach
ein paar Wochen wurde ich dann etwas kräftiger, musste natürlich regel-
mässig Medikamente nehmen. Der Spezialist kam vorbei, mit einem zu-
friedenen Gesichtsausdruck, es schien ein Meilenstein in seiner Karriere
zu werden. Er war aufgeräumt und beschrieb mir die Operation, wie gut
sie verlaufen sei. Und da ich in der gleichen Stimmung war, fragte ich ihn
dann: <Und, wie steht es mit den Tuberkeln?>
Der Arzt schien wie vom Blitz getroffen. Er wurde bleich und schien
auszuweichen. <Was meinen Sie? Das hat doch nichts mit Tuberkulose
zu tun, es war eine Herzoperation am Kranzgefäss, die erfolgreich verlau-
fen ist>. Doch vorwitzig wie ich war, sagte ich ihm dann, ja aber weshalb
haben Sie denn während der Operation lateinisch gesprochen mit ihrem
Kollegen und die Tuberkeln erwähnt?
Er lief rot an und sagte: <Das ist ja gar nicht möglich> und ging zur
Türe hinaus. Und ich dachte, was hast du denn Falsches gesagt, das
müssen wohl Halluzinationen gewesen sein. Ich hatte einfach keine Er-
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