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Der  Arzt  schien  recht  erstaunt  über  meine  Fröhlichkeit,  ich  weiss
         auch nicht, woher sie kam, aber meine Bitte um Bewusstheit schien ir-
         gendwie beantwortet worden zu sein, keine Ahnung wie oder weshalb.
         Und doch war es so!

            Dann kam die Operation. Ich weiss nur noch, dass ich eingeschlafen
         war, und ich manchmal Stimmen hörte, die miteinander sprachen, nun
         brauche ich noch das Skalpell… und so weiter. Und dann hörte ich, wie
         der Arzt zu seinem Assistenten etwas auf lateinisch sagte, da spitzte ich
         die Ohren -  wenn jemand lateinisch zu sprechen beginnt, muss man auf
         der Hut sein, lachte sie… Er schien etwas von Tuberkulose zu sagen,
         doch da war ich auch schon weg.
            Die Operation war so verlaufen, wie ich es zuvor gespürt hatte. Ich
         war natürlich so schwach, dass ich mehrere Wochen lang weder essen
         noch gehen konnte. Meine Freundin und ihr Mann kümmerten sich so
         wunderbar um mich, dass es mir vorkam, wie wenn ich die gesegnetste
         Zeit meines Lebens verbringen dürfte, ausgerechnet jetzt und so! Nach
         ein paar Wochen wurde ich dann etwas kräftiger, musste natürlich regel-
         mässig Medikamente nehmen. Der Spezialist kam vorbei, mit einem zu-
         friedenen Gesichtsausdruck, es schien ein Meilenstein in seiner Karriere
         zu werden. Er war aufgeräumt und beschrieb mir die Operation, wie gut
         sie verlaufen sei. Und da ich in der gleichen Stimmung war, fragte ich ihn
         dann: <Und, wie steht es mit den Tuberkeln?>

            Der Arzt schien wie vom Blitz getroffen. Er wurde bleich und schien
         auszuweichen. <Was meinen Sie? Das hat doch nichts mit Tuberkulose
         zu tun, es war eine Herzoperation am Kranzgefäss, die erfolgreich verlau-
         fen ist>. Doch vorwitzig wie ich war, sagte ich ihm dann, ja aber weshalb
         haben Sie denn während der Operation lateinisch gesprochen mit ihrem
         Kollegen und die Tuberkeln erwähnt?

            Er lief rot an und sagte: <Das ist ja gar nicht möglich> und ging zur
         Türe  hinaus.  Und  ich  dachte,  was  hast  du  denn  Falsches  gesagt,  das
         müssen wohl Halluzinationen gewesen sein. Ich hatte einfach keine Er-


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