Page 96 - Ebook-TragendeGrund
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Dann begann mein Magen zu reagieren. Als ich beim Morgenessen
an die Arbeit zu denken begann, revoltierte er, unmittelbar. Ich rannte auf
die Toilette und musste mich übergeben. Auch die Überlegungen, dass
ich vielleicht etwas Schlechtes gegessen hätte, oder ein Virus sein Un-
wesen treibe, enthüllten sich als leere Spekulationen. Ich unternahm alle
Anstrengungen, dieses Gefühl im Magen überwinden zu können, ver-
suchte es mit gesünderen Essgewohnheiten, weniger Zigaretten… alles
fruchtete nichts. Nach einem Monat war es zur Gewohnheit geworden.
Aufstehen, Morgenessen, Erbrechen… Das Unvermeidliche kam näher,
viel schneller als je erwartet.
Das Ende der Zeit im Jugendcafé kommt auch für dich, lieber Han-
nes! Mein Magen schien für mich entschieden zu haben! <Nein, nicht
so, nicht jetzt!> schrie es in mir. Die Unwiderruflichkeit dieser Erkenntnis
löste ein Leid aus, wie ich es in meinem Leben noch nie gekannt hatte! Ein
Fisch, aufs Land geworfen! <Bitte nicht!> Es machte mich einfach stumm,
sprachlos, kleinlaut. Nach kaum einem Monat war mein inneres Verspre-
chen, Annys Erbe hochzuhalten, nur noch Erinnerung! Nichts würde je
wieder so sein!
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