Mitgefuehl

Forum September

Die Stimme - 1

aus: Hazrat Inayat Khan:

'Mysticism of Sound and Music'

(Fortsetzung von Juni 2013)

(siehe auch Ratgeber)

Alle Themen als Audio-Sammlung hier



Ich möchte euch etwas Amüsantes erzählen zum Thema Stimme. Manchmal kommt jemand zu Euch und beginnt, über etwas zu sprechen. Dann sagt er: 'Hm, hm'; dann sagt er ein anderes Wort und dann wieder: 'Hm, hm'. Es kann sein, dass er eine Erkältung hat, es kann aber auch sein, dass er keine hat. Doch zu diesem Zeitpunkt tut er genau das.

Warum? Weil es etwas gibt, das er aus seinem Gemüt hervorbringt, und das zeigt sich nicht schnell. Der gleiche Zustand, der sich im Geist abspielt, manifestiert sich auch in seiner Stimme. Er möchte etwas sagen, aber er kann es nicht sagen: Die Stimme funktioniert nicht, weil das Gemüt nicht funktioniert. Wenn es im Denken ein Hindernis gibt, eine Behinderung, dann ist auch in der Stimme ein Hindernis.

Inspiration wählt ihre eigene Stimme, und wenn ein Redner seine Stimme an den Saal anpassen muss, in dem er spricht, dann geht die Inspiration verloren. Denn die Inspiration beginnt zu spüren: 'Das ist nicht meine Stimme', sie kommt nicht. Dann hat der Redner mit zwei Dingen zu kämpfen: Zum einen muss er ohne Inspiration sprechen, und zum anderen muss er für die vielen Anwesenden hörbar sein. Das wird er nicht schaffen!

Heutzutage haben die Menschen eine neue Methode der Sprechtechnik entwickelt. Ein Mensch, der dies gelernt hat, kann so laut schreien wie zehn Menschen gleichzeitig, und jeder wird denken: 'Wie wunderbar!' Aber welchen Eindruck wird er hinterlassen? Gar keinen! Heutzutage haben Radiotechniker eine Art Horn gebaut, das sie bei den Sendern in den Vereinigten Staaten verwenden. Ein Mensch nimmt dieses Horn, und wenn er hinein spricht, wird seine Stimme zwanzigmal lauter. Für Handel und für geschäftliche Zwecke ist das vielleicht in Ordnung, doch wenn es um das Leben selbst geht, wenn wir uns unterhalten und mit unseren Freunden sprechen, ist es etwas anderes.

Es ist ein höchst psychologisches Ereignis, wenn wir zu einer Person oder zu vielen Personen sprechen, denn es findet etwas statt, das im Kosmos als Echo widerhallt. Kein Wort, das jemals gesprochen wurde, geht verloren; es bleibt und schwingt entsprechend dem Geist, der in das Wort hineingelegt wurde. Wenn jemand seine Stimme künstlich macht, um Menschen zu überreden, um hörbarer zu sein und zu beeindrucken, bedeutet das nur, dass er seinem Geist nicht treu ist. Das soll nicht sein. Es ist besser, wenn ein Mensch in seiner Rede mit Einzelnen und mit der Menge natürlich ist, als dass er sich verstellt.

Nun zum Thema Singen: Es gibt bestimmte Dinge, die in der Stimme bewahrt werden müssen. Wie sehr die Stimme auch entwickelt werden mag, wie groß ihr Volumen auch sein mag, wie weit sie auch reichen mag und durch Übung gemacht werden sollte - gleichzeitig müssen wir uns dafür verantwortlich fühlen, unsere natürliche Stimme durch jede Stufe der Entwicklung hindurch zu behalten, damit die natürliche Stimme nicht verletzt wird. Das bedeutet nicht, dass wir keine weitreichende Stimme haben sollten, es bedeutet nicht, dass wir keine Stimme mit größerem Volumen haben sollten, dass wir keine Stimme haben sollten, die kraftvoll und flexibel ist.

Alles, was die Stimme reicher machtt, ist notwendig und sollte durch Übung entwickelt werden, aber immer mit dem Blick: 'Ich darf die natürliche Qualität meiner Stimme nicht opfern dafürs.' Denn jeder Mensch, jede Seele muss wissen, dass es keine andere Stimme wie die seine gibt. Und wenn diese Besonderheit der eigenen Stimme, die jede Seele hat, verloren geht, dann bleibt nichts von ihr übrig.


Stimme der Stille, in der Stille der Nacht höre ich dein Flüstern.

Der sanft wehende Wind entfacht das Feuer meines Herzens.

 

Vadan - Alankaras


Gayan als Ebook - klick hier

Vadan als Ebook - klick hier

Nirtan als Ebook - klick hier

(diese Ebooks sind kostenlos - nutzt den Inhalt gut!)