Ratgeber September Die Stimme - 2 aus: Hazrat Inayat Khan: 'Mysticism of Sound and Music' (Fortsetzung von Juni 2013) |
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Darüber hinaus ist jeder Mensch ein Instrument in diesem Orchester, das das ganze Universum ist, und seine Stimme ist die Musik, die von jedem Instrument kommt. Jedes Instrument ist anders, besonders und einzigartig, so dass keine andere Stimme den Platz dieser besonderen Stimme einnehmen kann. Wenn wir also - mit dem Instrument, das Gott geschaffen hat, und der Musik, die in der Welt gespielt werden soll - nicht zulassen, dass diese Musik gespielt wird und wir eine Stimme entwickeln, die nicht unsere eigene ist, ist das eine große Grausamkeit uns selbst und anderen gegenüber. Für diejenigen, die den Inneren Pfad gehen, Denker, Studenten und meditative Seelen, ist es von größter Wichtigkeit, den Zustand ihres Geistes von Zeit zu Zeit zu erfahren, indem sie ihre Stimme befragen. Das ist ihr Barometer. Von morgens bis abends können wir das Wetter sehen - das Wetter, das wir selbst geschaffen haben: ob es warm oder kalt ist, ob es Frühling oder Winter ist. Unsere Stimme ist das Barometer, das uns zeigt, was kommen wird, denn was kommen wird, ist die Reaktion, das Ergebnis dessen, was wir geschaffen haben, und die Stimme ist ein Indikator dafür. Wer noch tiefer über dieses Thema nachdenkt, wird erkennen können, wie wir Schritt für Schritt auf dem Inneren Pfad vorankommen, wenn wir nur unsere Stimme befragen. Jeder Schritt auf dem Inneren Weg bringt eine kleine Veränderung mit sich. Wenn wir die Stimme genau studieren, werden wir feststellen, dass es so ist. Wenn wir zurückgehen, werden wir wegen der Veränderung feststellen: 'Ich war schon so viel weiter, und nun ich bin wieder zurückgefallen.' Die Stimme wird es uns sagen. Es gibt noch etwas anderes, Wunderbares in der Stimme: Wenn wir einmal mit der Stimme gearbeitet haben und sie kultiviert, vertieft, erweitert und belebt haben, dann können wir sie für Monate und Jahre verlassen, und die Stimme kann eine andere Form und ein anderes Aussehen annehmen, doch gleichzeitig bleibt das, was wir einmal entwickelt haben, irgendwo bei uns. Es ist wie eine Art Geldanlage in einer Bank. Wir wissen nichts davon, wir haben sie vielleicht vergessen, doch sie ist da. An dem Tag, an dem wir sie wieder berühren, wird die Stimme gleich zurückkommen und es wird nur wenig brauchen, um sie zu vervollständigen. Wenn die Stimme eine innere Qualität entwickelt hat und wir später feststellen, dass sie diese wieder verloren hat, sollen wir nicht entmutigt oder enttäuscht sein. Wir haben sie nicht verloren. Wir müssen nur uns selbst korrigieren und wieder vorwärts gehen wollen und bedauern, dass wir zurück gegangen sind; doch niemals entmutigt, niemals ohne Hoffnung sein, denn sie ist da; sie braucht nur eine kleine Berührung. Sie ist wie eine kleine Kerze, die erloschen ist, doch sobald wir ein Streichholz anzünden, wird sie wieder angezündet; sie ist eine Kerze. Die Stimme ist das Licht selbst. Wenn das Licht schwach geworden ist, ist es nicht erloschen, es ist da. So ist es auch mit der Stimme. Wenn sie nicht leuchtet, bedeutet das nur, dass sie nicht kultiviert worden ist. Sie müssen sie wieder kultivieren, und sie wird wieder zu leuchten beginnen. Machen wir unser Herz so weich wie Wachs, damit wir mit anderen mitfühlen können; aber machen wir es hart wie ein Fels, um die Schläge zu ertragen die von außen auf das Herz fallen.
Gayan - Alapas
(Maheboob Khan, Hazrat Inayat Khans Bruder, hat in der Mitte des letzten Jahrhunderts eine Reihe von Hazrat Inayat Khans Aphorismen in Musik gesetzt, wie das ‘How Shall I Thank Thee’. Mohammed Ali Khan, Hazrat Inayat Khans Cousin, hat ums Jahr 1956 herum dieses Lied in einem Konzert in Zürich gesungen – hier könnt Ihr es hören) |