Thema November Das Werk Jesu Christi umrunden - 3 from: Hazrat Inayat Khan: 'Unity of Religious Ideals' |
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Und dann ist da noch die Frage vom Vergeben der Sünden. Ist nicht der Mensch Schöpfer der Sünde? Wenn er sie schafft, kann er sie auch auflösen. Wenn er sie nicht auflösen kann, kann es sein älterer Bruder. Wenn wir fähig sind, sie zu schaffen, können wir sie auch auflösen. Wer etwas mit seiner Feder schreiben kann, kann es mit seinem Radiergummi von der Oberfläche des Papiers wegradieren. Und wenn er das nicht kann, dann hat seine Persönlichkeit noch nicht jene Vollkommenheit erreicht, jene Vollkommenheit, die alle erreichen müssen. Es gibt kein Ende der Fehler im menschlichen Leben, und wenn sie alle aufgezeichnet würden und es kein Ausradieren gäbe, wäre das Leben unmöglich zu leben. Der Eindruck der Sünde kann in der metaphysischen Terminologie als Krankheit des Gemütes bezeichnet werden; und so wie der Arzt in der Lage ist, Krankheiten zu heilen, so ist der Arzt der Seele in der Lage, zu heilen. Wenn Menschen sagen, dass durch Christus die Sünden vergeben werden, können wir dies so verstehen, dass Liebe die Dusche ist, durch die alles gereinigt wird. Nicht ein Fleck bleibt zurück. Was ist Gott? Gott ist Liebe. Wenn Seine Barmherzigkeit, Sein Mitgefühl, Seine Güte durch eine in Gott verwirklichte Persönlichkeit zum Ausdruck kommen, dann werden die Flecken unserer Fehler, Irrtümer und falschen Taten abgewaschen, und die Seele wird so klar, wie sie es schon immer war. In Wirklichkeit kann weder Sünde noch Tugend in einer Seele eingraviert oder eingeprägt werden; diese können eine Seele nur bedecken. Die Seele in sich ist göttliche Intelligenz; und wie kann auf göttliche Intelligenz Sünde oder Tugend, Glück oder Unglück eingraviert werden? Eine Zeit lang wird sie mit dem Eindruck von Glück oder Unglück bedeckt; doch wenn diese Wolken weggeblasen werden, dann wird sie als göttlich in ihrem Wesen erkannt. Die Frage der Kreuzigung Christi kann, abgesehen von ihrem historischen Aspekt, so erklärt werden: Das Leben jedes Weisen ist eine fortwährende Kreuzigung. Je weiser die Seele wird, desto deutlicher wird sie das Kreuz erkennen, denn ein Mangel an Weisheit bringt die Seele dazu, alle Handlungen zu begehen, gute oder schlechte. Wenn sie weise wird, ist das erste, was geschieht, dass sie ihren eigenen Handlungen ausgesetzt wird, und das Bild dieses Ausgeliefertseins wird zu einem Bild der Hilflosigkeit: Hände und Füße sind festgenagelt. Eine solche Seele kann weder vor noch zurück. Sie kann weder handeln noch sich bewegen. Diese äußere Untätigkeit mag wie Hilflosigkeit erscheinen, doch in Wirklichkeit ist sie auch das Bild der Vollkommenheit. Der Glaube, dass Christus sein Leben gab, um die Welt zu retten, erklärt die wahre Bedeutung des Opfers: kein Mensch in dieser Welt, der auf sein Ziel zugeht, entgeht der Prüfung, die das Leben ihm auferlegt. Und diese Prüfung zeigt sich im Opfer. Bei jedem Schritt auf dem Weg zum endgültigen Ziel, der Erreichung, wird ihm ein immer größeres Opfer abverlangt werden, bis er an einen Punkt gelangt, an dem es nichts mehr gibt, was er nicht für andere opfern würde, sei es Körper, Geist, Handlung, Gedanke oder Gefühl. Darin beweist der Mensch seine Erkenntnis der göttlichen Wahrheit. Kurz gesagt, das Christus-Ideal ist das Bild des vollkommenen Menschen; und die Erklärung dessen, was der vollkommene Mensch ist und welche Möglichkeiten er hat, ist in dem Bibelvers zu erkennen: ‘Seid vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist’. . Das Bild Christi ist in der Kirche, das Buch Christi liegt bei den Priestern, die Liebe Christi lebt im Herzen seines Anbeters, doch das Licht Christi scheint durch die erleuchteten Seelen.
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